28.07.2025 | Doch wie entsteht eigentlich eine Skulptur für den Stadtraum, welchen Weg geht diese vom ersten Entwurf bis zum fertigen Werk und was kann Kunst im Alltag überhaupt bewirken?
Darüber haben wir im Stadtstudio mit Günter Wagner, dem ersten Vorsitzenden des Kunstvereins gesprochen. Wagner hat zahlreiche Skulpturen realisiert, darunter auch bekannte Werke im öffentlichen Raum wie „Royden“ am Siemens-Kreisel in Bruchsal oder das „Gekippte Rechteck“ gegenüber des Mannheimer Planetariums. Im Gespräch gibt er spannende Einblicke in seine Arbeitsweise und in die Herausforderungen, die mit Kunst im öffentlichen Raum verbunden sind.
Skulpturen im öffentlichen Raum
Günter Wagner blickt auf eine lange Karriere in der bildenden Kunst zurück. Schon seit den 1980er-Jahren stellt er aus, viele seiner Werke sind heute im öffentlichen Raum zu finden. Besonders seine Freiplastiken aus Corten-Stahl haben Wiedererkennungswert, auch wenn sie selten direkt für einen bestimmten Platz entworfen werden. Vielmehr beginnt alles mit einer Idee:
„Ich mache mir Gedanken über eine Skulptur, wie die aussehen kann. Und dann suche ich mir Plätze aus.“
Dabei durchläuft ein Werk mehrere Entwicklungsstufen: von der Skizze über ein Kartonmodell bis hin zur Gussform. Daraus kann bereits eine kleine Plastik für Ausstellungen entstehen. Für große Skulpturen braucht es jedoch nicht nur Platz, sondern auch das professionelle Know-how der Fachbetriebe:
„Das ist eine logistische Arbeit, auch die Herstellung, denn so große Arbeiten kann ich natürlich nicht bei mir im Atelier machen.“
Zwischen Kunstidee und Betonfundament
Doch der kreative Prozess ist nur der Anfang. Gerade bei Kunstwerken im öffentlichen Raum kommen organisatorische Hürden hinzu. Die Genehmigungsverfahren sind langwierig, der Sicherheitsaufwand enorm:
„In Deutschland muss alles so sicher sein, dass ein Elefant dagegen rennen kann und nichts passiert.“
Wagner berichtet von langwierigen Abstimmungen mit Ämtern, von Vorgaben zu Gewicht, Material und Bodenbelägen. All das müsse bedacht werden und zögere mitunter das Aufstellen der Skulpturen um Jahre heraus.
Trotzdem ist er überzeugt, dass sich Kunst im Stadtraum lohnt. Sie schaffe Atmosphäre und trage maßgeblich zur Aufenthaltsqualität bei:
„Es wird oft geklagt, dass die Innenstädte zu unattraktiv sind. Zu viel Beton, kein Grün. Zwischendrin so eine Skulptur, das würde das doch prima auflockern.“
Skulpturen als Impulsgeber für Gesellschaft
Die Skulpturen, die Wagner mit dem Kunstverein in Bruchsal platziert hat, sorgen für Aufmerksamkeit. Menschen bleiben stehen, schauen, sprechen darüber. Dabei ist es für Wagner nicht entscheidend, dass jeder die Kunst versteht, sondern dass man sich damit auseinandersetzt:
„Man sollte sich zumindest mal Gedanken drüber machen und vielleicht auch die Bereitschaft mitbringen, mit einer gewissen Offenheit auf ein Kunstwerk zuzugehen.“
Kunst als Dialogangebot
Kunst bleibt immer auch ein Angebot. Sie muss nicht gefallen, darf herausfordern und zum Nachdenken anregen. Wagner betont:
„Deswegen machen wir das, um die Leute für die Kunst zu begeistern und zu gewinnen. Wenn die Leute bereit sind, sich darauf einzulassen, kann man durchaus auch schöne Erfolge erzielen.“
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