Forst, 2.9.2025 | Die Kandidatenvorstellung zur Bürgermeisterwahl in Forst bot den Bürgerinnen und Bürgern einen direkten Vergleich: Drei Bewerber, drei Mal 15 Minuten Selbstpräsentation, anschließend Fragen aus dem Publikum. Der Wahlausschussvorsitzende Christian Holzer sorgte für einen fairen Verlauf und die Einhaltung der Regeln.
Den Auftakt machte Hajo Böser.
Der Finanzfachmann und Kommunalpolitiker betonte seine Stärken in Haushaltsfragen. Er wolle die Haushaltskommission reaktivieren, Ausgaben konsequent einordnen und Fördermittel besser ausschöpfen. Seine Argumentation zielte weniger auf Visionen als auf solide Verfahren und seine Kreistagspräsenz: Dort, so Böser, könne er als Kreistagsmitglied Forsts Stimme wirkungsvoll einbringen. Er betonte, dass anhaltende Konflikte zwischen Bürgermeister und Gemeinderat die Gemeinde Forst in den Rückstand brächten und er für ein harmonisches Zusammenwirken mit dem Gemeinderat stehe, um Forst voran zu bringen. Auch Bürgerinnen und Bürgern seien mitzunehmen.
Jochen Bender präsentierte sich als Modernisierer.
Der 39-Jährige, mit Verwaltungserfahrung und IT-Kompetenz, strukturierte seinen Vortrag in fünf Themenblöcke: Bürgernähe, Ehrenamt, Verwaltung und Finanzen, Wohnen und Umwelt, Bildung und Familie. Er versprach ein Bürgerserviceportal, mehr Transparenz und eine klare Trennung von Pflicht- und freiwilligen Aufgaben. Sein Programm wirkt systematisch, setzt auf Beteiligung und Prozessklarheit – ein nüchterner Ansatz, der besonders in Richtung Verwaltung und Digitalisierung wirken soll.
Amtsinhaber Killinger wählte einen anderen Auftritt.
Anders als die Mitbewerber und ausgestattet mit Headset, verließ Bernd Killinger überraschend das Rednerpult und die Bühne um, wie er meinte, auf Augenhöhe mit den Wählern zu sprechen. Im Stile eines Showmasters durch das Publikum gehend, ließ er seinen Sohn Schaubilder an eine Pinwand heften. Versammlungsleiter Holzer stoppte unter Beifall diese Vorstellung mit dem Hinweis auf Gleichbehandlung der Kandidaten. Killinger fügte sich nach heftigem Austausch. Holzer blieb dabei: Gleichbehandlung für die Kandidaten bedeutet: keine Hilfspersonen, kein Gang durch das Publikum, keine Pinwand. Inhaltlich setzte der Amtsinhaber auf konkrete Projekte: Bedarfsplanung für eine neue Sporthalle, Erhalt des Lehrschwimmbeckens, Ausbau des Nahwärmenetzes, Tendenz zur Ganztagsgrundschule. Heidesee mit Parkraumbewirtschaftung und Einsatz einer Photovoltaikanlage auf dem See.
Die abschließende Fragerunde
In der Fragerunde zeigte sich erneut das Profil der drei: Böser betonte das verständnisvolle, gemeinsame Handeln mit Gemeinderat und Bevölkerung auf Basis solider Finanzen, Bender setzte auf klare Ziele, Struktur und Modernisierung, Killinger auf konkrete Projekte und die Bilanz gestärkter Rücklagen. Unterschiedlich auch die Haltung zur Einstiegsfrage „Sind Sie Feminist?“: Böser und Bender verneinten knapp, Killinger sprach von einem „vorsichtigen Ja“.
Im weiteren Verlauf standen Haushalt, Rücklagen und Sanierungsstau im Mittelpunkt und wurden unterschiedlich bewertet. Auch am Beispiel Heidesee traten unterschiedliche Strategien zutage – operative Sparmaßnahmen (Killinger), gemeinschaftlich zu entwickelnde Konzepte (Böser) und ein Expertenkreis mit integriertem Ansatz (Bender). Weitere Themen wie der Fehlstart bei der Parkgebührenanlage und die Zukunft der Ganztagesgrundschule zeigten den Gegensatz zwischen technokratischer Verwaltungslogik und der Suche nach breiter Beteiligung.
Eigentlich unspektakulär wäre eine der letzten Fragen des Abends geblieben – bemerkenswert wurde sie erst durch die Buhrufe aus dem Publikum. Dabei war die Frage durchaus nachvollziehbar: Ohne dem Amtsinhaber einen persönlichen Makel zu unterstellen, ging es um seine Belastungsfähigkeit für die kommenden acht Jahre und darum, ob er sich nach seiner mehrmonatigen Krankheit ausreichend gewappnet für die Zukunft Forsts fühle. Killinger griff das Thema bereitwillig auf und erklärte, er sei überzeugt, wieder voll leistungsfähig zu sein.
Souveräne Leitung durch Christian Holzer
Der Stellvertretende Bürgermeister Christian Holzer führte souverän, präzise und sichtbar regelgebunden durch den Abend: Er erklärte Verfahren, begrenzte Redezeiten, ordnete die Fragerunde, stoppte bei Regelbrüchen – und hielt so die Gleichbehandlung hoch. Das Livestream-Angebot bei gleichzeitigem Foto und Videoverbot war klar kommuniziert. Die Bürger bekamen gesteuerte Redeanteile, die Kandidaten bis auf den einen Moment vergleichbare Bedingungen. Kurz: präzise Moderation, die der Sache diente, nicht der Show.
Am Ende also keine Show und kein Showdown, sondern ein Profilvergleich unter gut kontrollierten Bedingungen – genau das, was eine Kandidatenvorstellung leisten soll. Es wird spannend werden in Forst bei der Bürgermeisterwahl am 14. September. Im Moment kann niemand sagen, wer das Rennen machen wird.