Nur wenige hundert Besucher hatten sich am Dienstagabend zur Informationsveranstaltung der Stadt Bruchsal und des Regierungspräsidiums Karlsruhe über die geplante Erstaufnahmestelle für Asylbewerber (EA) am Standort der ehemaligen Landesfeuerwehrschule im Wohngebiet Weiherberg eingefunden.
Angesichts des Aufwands und Engagements der Interessengemeinschaft (IG) Alte Landesfeuerwehrschule, die das EA-Vorhaben zu verhindern sucht und nicht nur mit Flyern und Stickern für ihre Argumente geworben hatte, war die Resonanz für einige der EA-Gegner recht enttäuschend. Manche hatten sich eine weit stärkere Anteilnahme der Bruchsaler Bürger erhofft und erwünscht. Gerade auch deshalb, weil innerhalb der geplanten fünf Jahre insgesamt wohl rund 20.000 Asylbewerber aus allen Teilen der Welt dieses Aufnahmelager durchlaufen werden.
Bruchsaler zeigen wenig Interesse an der Veranstaltung
Sind die Bruchsaler mit der EA einverstanden? Interessiert es sie nicht? War es dem informellen Format geschuldet, das die IG vorab heftig kritisiert hatte? Meinen die Menschen, alles sei sowieso in trockenen Tüchern und Widerstand zwecklos? Über all dies lässt sich nur spekulieren.
Interessengemeinschaft stellt ihre Argumente vor
Die Interessengemeinschaft hatte einen großen Stand aufgebaut, um in Gesprächen ihre Argumente vorzubringen. Rechts und links davon hatten die Stadt und das Regierungspräsidium ihre Ständchen drapiert, wo sich die Bürger über fast alle Facetten der geplanten EA informieren konnten.
Recht gut frequentiert war insbesondere der Stand zur EA-Sicherheit, wo sogar Uniformierte der Ordnungsbehörden Rede und Antwort standen. Ein Lageplan zur EA, ausgearbeitete Kostenaufstellungen oder gar ein Budget waren allerdings nicht zu finden. Gemunkelt wird von einigen Millionen Euro. Nichts Genaues weiß man nicht oder lässt es nicht verlautbaren.
Politisch Verantwortliche bleiben der Veranstaltung fern
Die Regierungspräsidentin Sylvia Felder hatte unzählige Mitarbeiter zu dieser Informationsveranstaltung abgesandt. Sie selbst war aber offensichtlich nicht gewillt, sich diesen Termin persönlich anzutun. Auch machten sich Landes- und Bundespolitiker, die die Asylgesetzgebung ja maßgeblich entscheiden, rar.
Lokale Politiker stellen sich den Bürgern
Dafür standen viele Bruchsaler Gemeinderäte den Besuchern Rede und Antwort. Zurück aus dem Urlaub, mischte sich die Bruchsaler Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick unter die Anwesenden und wich keiner Diskussion aus. Sie hatte eine nicht geringe Anzahl von Verwaltungsangestellten im Schlepptau, die wie die Regierungspräsidiumsvertreter die Interessierten von der Notwendigkeit einer EA zu überzeugen suchten.
Manch einer der Bediensteten war auch sichtlich erfreut, seine Arbeitszeit in diesem Rahmen an einem lauen Sommerabend mit recht entspannten Unterhaltungen verbringen zu dürfen. Denn insgesamt herrschte eine gelassene, keineswegs aufgeladene Atmosphäre. Letzteres war sicherlich auch ein Verdienst der IG, die ihre Kritik immer sachlich vortrug.
Man darf gespannt sein, wie es in der EA-Angelegenheit weitergeht und ob sich die Beschlüsse des neugewählten Bruchsaler Gemeinderats nahtlos in die Entscheidungen des scheidenden Rats einfügen.
Autor: Hubert Hieke