WILLI-Reportage | Noble Straßennamen in der Bahnstadt Bruchsal – Teil 6 (Archiv 2022)

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Als der Gemeinderat Bruchsal die Bebauung des alten Messplatzgeländes beschloss, die Neugestaltung der „Bahnstadt Bruchsal“ begann, hat man sich darauf verständigt, dass die neuen Straßen mit Namen von Nobelpreisträgern benannt werden sollen. Über diverse Vorschläge wurde diskutiert, sieben Menschen wurden ausgewählt.

 

Willy Brandt

(* 18. Dezember 1913 in Lübeck als Herbert Ernst Karl Frahm, † 8. Oktober 1992 in Unkel).

Deutscher, Europäer, Weltbürger

Willy Brandt war von 1969 bis 1974 als Regierungschef einer sozialliberalen Koalition von SPD und FDP der vierte Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Zuvor hatte er von 1966 bis 1969 während der ersten Großen Koalition im Kabinett Kiesinger das Amt des Außenministers und Vizekanzlers ausgeübt. Vom 3. Oktober 1957 bis zu seinem Eintritt in die Bundesregierung am 1. Dezember 1966 war er Regierender Bürgermeister von Berlin.

Willy Brandt wurde als Herbert Frahm am 18. Dezember 1913 geboren. Brandts Geburt war unehelich. Seine Mutter, Martha Frahm, nannte den Namen des Kindsvaters nicht, als die Geburt beim Standesamt eingetragen wurde. Brandt wuchs anfänglich im Haushalt seiner Mutter auf, ab 1919 übernahm der Stiefgroßvater Ludwig Frahm die Betreuung. Brandts nichteheliche Geburt, die von Zeitgenossen vielfach als Makel angesehen wurde, benutzten politische Gegner noch in der Zeit der Bundesrepublik, um ihn herabzusetzen. Er sagte oft, dass „Herkunft und üble Nachrede“ ihm einen „Stachel eingepflanzt hätten“. Noch im Bundestagswahlkampf 1965, in dem Brandt für die SPD gegen den CDU-Kandidaten Ludwig Erhard antrat, wurde dieser Umstand thematisiert.

Flucht nach Norwegen und Schweden

Schon mit sechzehn Jahren tritt er in die SPD ein. Als die Nationalsozialisten 1933 in Deutschland die Demokratie zerschlagen, flieht Brandt nach Norwegen. Von dort aus leistet er Widerstand gegen das NS-Regime, das ihn 1938 ausbürgert. Im Zweiten Weltkrieg findet er Zuflucht in Schweden, wo er seinen politischen Kampf gegen die Hitler-Diktatur fortsetzt. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland beginnt 1948 Brandts politischer Aufstieg in der Berliner SPD. 1957 wird er Regierender Bürgermeister. Leidenschaftlich verteidigt er die Freiheit West-Berlins und führt die Stadt aus der schweren Krise nach dem Mauerbau 1961. Bei den Bundestagswahlen 1961 und 1965 tritt er als Kanzlerkandidat der SPD an und übernimmt 1964 den Bundesvorsitz der Partei.

Ost- und Deutschlandpolitik verhalfen zum Friedensnobelpreis 1971

Ende 1966 wird Willy Brandt Außenminister und Vizekanzler der Großen Koalition. Nach der Bundestagswahl 1969 kommt es zum Machtwechsel. Die sozial-liberale Koalition aus SPD und FDP wählt Brandt zum ersten sozialdemokratischen Bundeskanzler. Die Koalition treibt die europäische Einigung voran und setzt eine neue Ost- und Deutschlandpolitik durch. Dafür wird Brandt 1971 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Im April 1972 scheitert ein Misstrauensvotum gegen ihn. Bei der vorgezogenen Bundestagswahl im November 1972 erringt Brandt einen überragenden Sieg. Im Mai 1974 tritt er wegen der Spionageaffäre Guillaume als Kanzler zurück, bleibt aber bis 1987 Vorsitzender der SPD.

Blick in die Willy Brandt Straße

Um den Frieden zu sichern, stemmt sich Willy Brandt in den 1980er Jahren gegen das atomare Wettrüsten. Als 1989 die kommunistischen Diktaturen zusammenbrechen, sieht der SPD-Ehrenvorsitzende eine große Chance für das Zusammenwachsen der freien Völker Europas. Mit aller Kraft unterstützt er 1990 die Vereinigung Deutschlands, die seine Politik erst möglich gemacht hat. Willy Brandt stirbt am 8. Oktober 1992 in Unkel bei Bonn.

Text: Andrea Bacher-Schäfer

Aus RegioMagazin WILLI 06/2022

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