Wie ein Bruchsaler obdachlose Menschen vor Kälte schützen will (Archiv 2020)

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Bruchsal | 30.12. | Wenn im Winter die nächtlichen Temperaturen sinken und Werte um die 0 Grad erreichen, trifft es vor allen Dingen die Schwächsten unserer Gesellschaft besonders hart: Obdachlose Menschen. Für sie wird dann jede Nacht zum Überlebenskampf.

Die Kälte im Winter ist für zahlreiche Menschen ohne Obdach lebensbedrohlich. Beim Anbruch der Dunkelheit begeben sie sich auf die Suche nach Schutz vor den eisigen Temperaturen, den viele mehr schlecht als recht in Bahnhöfen, nicht abgeschlossenen Vorräumen oder windgeschützten Ladeneingängen finden.

Eine sichere und warme Übernachtungsmöglichkeit findet sich jedoch häufig nur in städtischen Notunterkünften oder bei sonstigen Hilfsangeboten – doch auch hier sind Schlafplätze begrenzt. Zudem existieren auch bei solchen Notunterkünften Bedingungen, die Obdachlose für eine Übernachtung erfüllen müssen. Oft sind Tiere nicht erwünscht oder alkoholisierte Obdachlose werden abgewiesen.

Für all jene, die aufgrund des begrenzten Angebots an Schlafplätzen oder dem Nichterfüllen von Kriterien die Nächte nicht in städtischen Notunterkünften verbringen können, werden weitere Hilfsangebote notwendig. Mit einem davon beschäftigt sich der Bruchsaler Matthias Holoch. Bereits seit einigen Jahren tüftelt der ehemalige Stadtrat an einer Art Notunterkunft, die Obdachlosen in der Nacht Schutz vor Kälte, Wind und Nässe bieten soll: ein „Schlafwägele“.

 

So bequem wie nötig, so klein wie möglich

 

Bruchsaler Schlafwaegele
Aufgestellt bietet sich die Klappe auch als Regenschutz an

Ein Bahnwagon im Kleinformat – so beschreibt Matthias Holoch seine konzipierte Unterkunft. Mit einer Länge von zwei Metern und einer Breite von 80 Zentimetern wirkt der Schlafplatz zwar alles andere als geräumig, bietet jedoch Platz für alles Notwendige.

Im Inneren der aus Holz gefertigten und mit einem Dach ausgestatteten Unterkunft, befindet sich eine Matratze mit abwaschbaren Bezügen. Sie sorgt für eine Mindestmaß an Bequemlichkeit – angenehmer Schlaf wird so möglich. Doch nicht nur Liegen ist im Inneren möglich – die Höhe des Wagons von 1.50 m ermöglicht auch bequemes Sitzen. Die aufklappbare Seitentür dient dabei als Vordach und Regenschutz.

Auch an die Möglichkeit der Aufbewahrung von persönlichen Gegenständen hat Matthias Holoch bei der Konzeption des Schlafplatzes gedacht: Unter der Matratze befindet sich ein großer und durchgängiger Zwischenboden als Stauraum. Dieser nimmt gleichzeitig eine Dämmfunktion ein: er schützt den Wagon vor Bodenkälte.

Bruchsaler Schlafwaegele
Der doppelte Boden bietet Stauraum für das Nötigste und isoliert gegen die Bodenkälte

 

Ein Rauchmelder und ein Feuerlöscher sorgen im Inneren des kleinen Wagons für Sicherheit. Um für die Privatsphäre der Obdachlosen zu garantieren, ist die Unterkunft abschließbar und von innen jederzeit mit einem Notriegel zu öffnen.

Bruchsaler Schlafwaegele
Ausgestattet mit Matraze und Schlafsack lässt sich so manche Frostnacht leichter überstehen

Wichtiger Aspekt des Konzepts ist die Mobilität der Unterkunft: Große dreh- und feststellbare Rollen sowie Griffe und Gurte ermöglichen eine Fortbewegung auf Gehsteigen. Durch das geringe Gewicht lässt sich der Schlafwagon zudem von einer Person über Bordsteine und Absätze heben.

 

Geringe Kosten für großen Nutzen

 

Ständig weiterentwickelt hat sich das Schlafwägele in den letzten Jahren – mit weiteren Entwicklungen ist zu rechnen. Aktuell liegt er in der Herstellung preislich bei nicht einmal 500 Euro.

Bereits jetzt hat Matthias Holoch einige seiner „Schlafwägelen“ zur Verfügung gestellt – zum Beispiel im rheinland-pfälzischen Mainz. Dort helfen die kleinen Unterkünfte bereits einigen Wohnungslosen eine verhältnismäßig angenehme Nacht zu verbringen – geschützt vor Kälte, Wind und Nässe.

Bruchsaler Schlafwaegele
Die Unterkünfte sind individualisierbar – hier wurden die Außenwände künstlerisch ausgestaltet

Text: Jan Taschler, Landfunker-Redaktion, Bruchsal

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