Karlsdorf :: Pol Postition – Jan Hendrik Panitz beim Arctic Ice Marathon (Archiv 2014)

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Einmal jeden Kontinent besucht haben. Einmal ins ewige Eis. Einmal einen Marathon laufen.Jan Hendrik Panitz aus Karlsdorf hat sich diese drei Wünsche mit einem Mal erfüllt: Er hat am Antarktis-Marathon 2013 teilgenommen und sich überraschend weit vorne platziert – aber darum ging es ihm nicht mal.

„Es geht darum, den Lauf zu genießen und die Landschaft aufzusaugen“, soweit der Plan von Jan Hendrik Panitz. Seit der gebürtige Karlsdorfer im Fernsehen eine Dokumentation über die Entdeckung des Südpols gesehen hatte, ließen ihn die Bilder nicht mehr los. Aber einfach nur als Tourist hinzufahren war ihm dann doch zu wenig. Als er dann im Internet auf den Antarktis-Marathon gestoßen war, fasste er den Entschluss: „Da mache ich mit!“ Ein Jahr zuvor meldete er sich an und begann mit dem Training. Als ehemaliger Leichtathlet des TSV Karlsdorf und leidenschaftlicher Triathlet sind ihm Langstrecken nicht fremd, aber 42 Kilometer waren auch für Jan Hendrik eine Herausforderung. „Ich bin schon ein Eis- und Schnee-Typ“ sagt er über sich selbst.

Let's go: Die Reise beginnt im umgebauten Transportflugzeug.
Let’s go: Die Reise beginnt im umgebauten Transportflugzeug.

Umso erstaunlicher, dass er derzeit in Dubai wohnt – dort hat nunmal sein Arbeitgeber Emirates-Airlines seinen Sitz. Da es auch abends draußen noch über 30 Grad hat, bevorzugte er zum Trainieren das Laufband („da weiß man schon einmal was Langeweile ist“). Zum Shoppen nutzte er aus gutem Grund das Internet: Die Wüstenmetropole ist nicht der beste Ort, um sich mit Winterklamotten auszustatten. Bei der Anprobe beschränkte er sich eben darauf, ob die Sachen passen – ob sie funktionieren und auch entsprechend wärmen, da musste er sich einfach auf die Angaben verlassen.

Failure is no option

Es gab aber eine Minimum-Liste an Ausrüstung, die jeder Teilnehmer erfüllen musste und die im Hotel in Chile auch kontrolliert wurde. Von Punta Arenas, der südlichsten Großstadt der Welt, flogen die Läufer mit einem umgebauten Transportflugzeug in die Antarktis. Für Jan Hendrik, der als Pilot eine moderne Boeing 777 fliegt, war es schon etwas ungewöhnlich, im spartanisch umgerüsteten Frachtraum einer Iljuschin Il-76 zu sitzen: „Das hatte schon was von ,Ab ins Einsatzgebiet.’“ Angesichts der Landung auf einem

Ankunft: Bitte in der Reihe bleiben
Ankunft: Bitte in der Reihe bleiben

ebenen Eisfeld hätte er aber auch nicht am Steuer sitzen wollen. Im Union Glacier Camp waren die Sportler jeweils zu zweit in Zelten untergebracht, nur in den beiden „Community-Tents“ gab es Gasheizungen. Kein Fernsehen, kein Internet, kein Telefon: „Das war wie im Schullandheim. Aber wenn ich eine Gruppe von Leuten hätte handverlesen müssen, ich hätte sie nicht besser aussuchen können!“ Es gab ja keine Konkurrenz um die Platzierungen, sondern nur das gemeinsame Ziel, als Finisher zu bestehen. „Failure is no option“ – aufgeben ist nicht drin, so die Parole untereinander. Nach einem kurzen Probelauf am Ankunftstag war es nach einmal Schlafen in hellster Polarnacht soweit: Zwei Runden von je 21 Kilometer warteten auf ihre 51 Bezwinger. Eingepackt in mehrere Lagen Kleidung rannten die Sportler auf der markierten Strecke zu den Kontrollpunkten.

„Die Kälte bekommst du gar nicht so mit – stattdessen eine Stille, wie ich sie sonst noch nirgends erlebt habe“, schwärmt Jan Hendrik. Die meiste Zeit lief er alleine, nicht der Stile wegen, sondern weil

Cold as ice: Das Gemeinschaftszelt der Teilnehmer in der Antarktis
Cold as ice: Das Gemeinschaftszelt der Teilnehmer in der Antarktis

er sein eigenes Tempo gefunden hatte. Die erste Runde hatte er überraschend schnell nach 2:25 Stunden gemeistert – aber der befürchtete „Hammer“ kam bei Kilometer 28: „Ich hatte nicht genug getrunken und bekam Krämpfe im Oberschenkel“, bilanziert er. Also nahm er das Tempo raus und lief den Rest langsamer als geplant. Und wie war das mit „Landschaft aufsaugen“? In der ersten Runde ging das noch, als alle auf dem Eis über die leichte Schneeschicht liefen. Diese Spuren waren in der zweiten Runde angefroren, jeder versuchte, seine Ideallinie in der Kraterlandschaft zu finden, also: Blick zum Boden. Allmählich knisterte auch gefrorene Feuchtigkeit zwischen den Kleidungslagen. Das gemeine in der Eiswüste: man sieht das Ziel schon früh, aber es kommt scheinbar nicht näher.

Nach 5:09.42 war es geschafft: Jan Hendrik Panitz kam als bester Deutscher als 12. ins Ziel, unter den Männern auf Platz 10 – und hat sein großes Ziel, unter sechs Stunden zu bleiben, locker geschafft. Jeder der Starter lief auch als Finisher ins Ziel, so wie fünf Extremsportler, die drei Tage später an gleicher Stelle 100 Kilometer liefen. Für Jan Hendrik Panitz ist das allerdings keine Option: „So etwas mache ich nur einmal im Leben – aber es war jede Minute wert!“

Die Eislandschaft: Man sieht das Ziel früh, aber es kommt scheinbar nicht näher
Die Eislandschaft: Man sieht das Ziel früh, aber es kommt scheinbar nicht näher
Weitere Infos unter: www.icemarathon.com

Text: Armin Herberger, Bilder: privat

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