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Windraddiskussion (1) | Windradriesen werden auch nach Bruchsal kommen!

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23.4.23 | Nach wochenlangen Verhandlungen hinter verschlossenen Türen war es am Samstag soweit. Im Bürgerzentrum stellte die Bruchsaler Verwaltung im Rahmen des 2. Energieforums ihre Windkraftpläne vor.

Von Hubert Hieke, Bruchsal

Mögliche Standorte zwischen Heidelsheim, Helmsheim, Obergrombach

Und um es gleich vorwegzunehmen: Wie schon hinter vorgehaltener Hand kolportiert, plant die Stadt mehrere Windparks. Vorgestellt wurden erste Planungen für einen Entwurf zur Errichtung von insgesamt elf Windradriesen von jeweils 250 Metern Höhe mit Rotordurchmessern von kaum vorstellbaren 165 Metern in drei Windparks. Zwei davon könnten im Nord- und Südosten von Heidelsheim, einer im Großen Wald zwischen Helmsheim und Obergrombach errichtet werden.

 

Wie brisant das Thema ist, schien allen kommunal Verantwortlichen vorab klar und so gab es noch in den letzten Stunden hinter den Kulissen Hickhack um die vereinbarte Tagesordnung. Denn auch die Fraktionsvorsitzenden im Gemeinderat sollten Stellung beziehen, bekamen scheinbar aber teilweise kalte Füße. Jedenfalls wurde die Tagesordnung daraufhin in letzter Minute entsprechend eingedampft, was erfreulicherweise dazu führte, dass gegen Ende der Veranstaltung mehr Zeit für Zuhörerfragen blieb

Was die Bürger wohl auch am meisten interessierte: Noch ist über Standorte und Ausmaß der Windkraft nichts endgültig entschieden, aber klar ist, dass Bruchsal um Windradparks wohl nicht herumkommen werde. Insbesondere bei der Bruchsaler Oberbürgermeisterin Cornelia-Petzold-Schick scheint wohl inzwischen auch angekommen, dass sie mit Sprüchen wie „Sonne und Wind schreiben keine Rechnung“ wenig bewirkt.

Dem Regionalverband den Wind aus den Segeln nehmen

Unverhohlen wurde den Zuhörern auch klargemacht, dass die Verwaltung ja teilweise hofft, durch proaktives Handeln, Schlimmeres zu verhindern. Denn wie ein Damoklesschwert stand über dem Forum die Befürchtung im Raum, der Regionalverband könne am Ende eigenmächtig (und das kann er tatsächlich!) für die Gemarkung Bruchsal so viel windradtüchtige Fläche ausweisen, dass ein ganzes Arsenal an Windkrafträdern drohe, welches dann das gewohnte Landschaftsbild Bruchsals nicht nur massiv verändern, sondern völlig zerstören könnte. Selbst die Verwaltungschefin Petzold-Schick hätte damit erklärtermaßen Probleme.

Vielleicht auch deshalb kamen am Samstag kontroverse Themen auf den Tisch, die beim 1. Energieforum vor sechs Monaten noch unter den Teppich gekehrt wurden und bei dem die Bruchsaler Oberbürgermeisterin ganz ergriffen den blumigen, recht substanzlosen Ausführungen des ökologischen Heilsbringers Franz Alt lauschte.

Substantielle Vorträge von Gerd Rosenkranz und Stadtplaner Hartmut Ayrle

Dies zeigte sich schon beim einführenden Impulsvortrag durch Gerd Rosenkranz, der zwar erklärter Atomkraftgegner und Befürworter von Windkraft ist, Sachargumente der Gegenseite aber nicht einfach abbügelte und sich relativ aufgeschlossen zu schwierigen Fragen von Dunkelflauten, umweltschädlichen Gasterminals, Geldverschwendung durch teilweise völlig verfehlte grüne Energiepolitik der Vergangenheit oder zu problematischen Eingriffen in die Naturlandschaft zeigte.

Erhellend war sicherlich auch der sehr substantielle Vortrag von Stadtplaner Hartmut Ayrle, durch den die Bürgerschaft überraschenderweise endlich einmal etwas über den Gesamtenergieverbrauch Bruchsals erfuhr; ein Fakt, der selbst die Stadt und die Stadtwerke bisher nur rudimentär zu interessieren schien.

Vorrangig ältere Zuhörer im Saal

Ähnlich der ersten Veranstaltung im letzten Herbst waren knapp 200 Zuhörer in den kleinen Saal des Bürgerzentrums gekommen; interessanterweise kaum jüngere Bürger, denen das Thema doch vermeintlich so unter den Nägeln brennt. Auch hatte sich niemand ans Podium geklebt. Lag dies daran, dass die Veranstaltung statt an einem Freitag an einem Samstagvormittag terminiert war?

Insgesamt verlief die Veranstaltung – von kleinen Ausrutschern abgesehen – recht friedlich, konstruktiv und zivilisiert, wenngleich Windkraftgegner gegenüber Befürwortern auf dem Podium und als Redner doch klar unterrepräsentiert waren. Wer aber meinte, Windkraftgegner benähmen sich in Diskussionen wie früher manch aggressive, durchgeknallte Atomkraftgegner, der wurde enttäuscht.

Wenn Applaus ein Anzeichen von Teilnehmerpräferenzen ist, so hatte man den Eindruck, die Befürworter von Windkraft hatten unter den Zuhörern im Saal ein leichtes Übergewicht. Ob dies dem Umstand geschuldet war, dass das Gros der Verwaltung und der Redner wiederholt betonten, man käme um die Angelegenheit sowieso nicht herum, bleibt dahingestellt.

 

 

Frage nach alternativen Standorten

Unter den Fragestellern gegen Ende der Veranstaltung hielten sich Befürworter und Gegner etwa die Waage. Neben grundsätzlichen Gegensätzen stand dabei wiederholt die Frage im Raum, ob man für die Windkraft ausgerechnet die schönsten Wälder Bruchsals teilweise abholzen müsse oder nicht wenigstens alternative Standorte möglich wären.

Weitere Details zum Ablauf und den Ergebnissen des 2. Energieforums der Stadt Bruchsal werden Sie hier in den nächsten Tagen lesen können.

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