Gedanken aus dem Home Office von Redaktionsmitglied Christine Link.
31.03.2020 |
Die Spielplätze sind gesperrt, die Gaststätten verwaist, über die Kinoleinwände flimmern keine Filme mehr. Das öffentliche Leben ist auf ein Minimum beschränkt. Was für viele eine Selbstverständlichkeit war, erweist sich nun in schweren Zeiten wie diesen als ein kostbares Gut – Kontakt mit anderen Menschen an öffentlichen Orten.
Die einzige Abwechslung, die einzige Flucht vor der einengenden Realität der eigenen vier Wände bietet der Spaziergang an der frischen Luft. Diese Freiheit wurde uns noch nicht genommen. Wo man hinschaut sind kleinere Personengruppen draußen, genießen das aktuell milde Wetter und vertreten sich die Beine. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so viel Betrieb auf den Feldwegen gesehen habe. Unser ansonsten oft stressiger Alltag lässt es oft nicht zu, dass wir die Stille der Natur in vollen Zügen genießen können. Doch jetzt ist es nicht mehr still draußen. Eltern gehen mit ihren Kindern spazieren. Pärchen schlendern Händchen haltend durch ein Waldstück. Hundebesitzer drehen die üblichen Runden mit ihren vierbeinigen Freunden.
Auch mich zieht es nach draußen. Doch ich meide das geschäftige Treiben auf den bekannten Wegen. Ich besuche meinen Lieblingsplatz – den Friedhof bei der evangelischen Kirche in Diedelsheim. Ich liebe diesen Ort, hier ist es noch still. Kein Mensch kommt hier vorbei, ich kann mit meinen Gedanken alleine sein. Seit Jahren wird hier niemand mehr beigesetzt, die Laufzeit der meisten Gräber ist schon abgelaufen. Nur das einsame Grab eines im Krieg gefallenen Soldaten hält noch die Stellung.
Mit dem Blick auf den erhabenen Kirchturm, der in den strahlend blauen Himmel ragt, kann ich wunderbar abschalten. Das Smartphone einmal in der Tasche lassen. Nachdenken. Songtexte schreiben. An diesem Ort war ich schon glücklich, an diesem Ort hab ich schon geweint. An diesem Ort wurde ich geküsst, an diesem Ort war ich allein.
Ich bin der Meinung, dass jeder Mensch einen solchen Ort braucht. Besonders aktuell sollte ein jeder sich die Zeit nehmen, mit sich selbst im reinen zu sein. Wir sollten alle lernen, allein sein zu können, damit wir nach dem Ende dieser Krise wieder zu schätzen wissen, wie es ist, zusammen zu sein.
Text & Fotos: Christine Link
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