Hermann Hellriegel bei der Arbeit.
Hermann Hellriegel bei der Arbeit.

NATUR :: Oi, oi, da schwimmt ein Koi (Archiv 2015)

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An einem schwer zugänglichen aber idyllischen Plätzchen auf Büchenauer Gemarkung leben äußerst seltene Fische in Freiheit, die man sonst nur in großen Teichen findet. Kois und Graskarpfen wurden hier schon gesichtet, am Zusammenfluss von Grombach und Weingartener Bach.

Man muss etwas Zeit mitbringen und sich ruhig verhalten. Nach einer Weile taucht ein Fisch nach dem anderen unter dem Schilf hervor. Den landwirtschaftlichen Anrainern ist die Existenz dieser Fische schon über Jahre bekannt und sie schauen auch immer mal nach ob sie noch da sind. Was sie beschäftigt ist die Frage:  „Wie und wo überwintern diese Kois und wo halten sie sich im Hochsommer auf, wenn es extrem trocken ist und die Bäche nur noch dünne Rinnsale sind?“

Wie und wo überwintern diese Fische?

Hermann Hellriegel hat sich bereit erklärt unserem Nichtwissen bezüglich Kois etwas auf die Sprünge zu helfen. In zweijähriger Bauzeit hat er vor Jahren einen Koi-Teich angelegt, gefüllt mit 45.000 Liter Wasser. Die Faustregel besagt, dass auf einen erwachsenen Koi 1000 Liter Wasser kommen sollen und so besitzt Hermann Hellriegel 45 Koi der unterschiedlichsten Rassen und Züchtungen. Die Tiefe des Beckens sollte mindestens 120 cm betragen, damit die Tiere weit genug abtauchen und grundeln können, wenn die Wassertemperatur unter 8° C absinkt und sie sich in den Winterschlaf zurückziehen. Ganz, ganz  wichtig für eine gesunde Koi-Haltung sind Wasserqualität, Belüftung und ein sehr leistungsstarker Filter.Fotolia_81003048_Subscription_Monthly_L

„Koi Fische können unter idealen Bedingungen bis zu 60 Jahre alt werden“ , erzählt Hermann Hellriegel.  „Ich kenne die „Freien“ Koi  im Grombach, sie sind 30 – 40 cm lang und sind sicherlich vor 7-8 Jahren ausgesetzt worden, denn solange sind sie immer wieder gesehen worden.“

Die Frage ist wie kann man sich das lange Überleben der empfindlichen Fische erklären, wo doch die Bedingungen keinesfalls den Vorgaben eines Koiteiches entsprechen. Der Experte ist unsicher: „Vielleicht waren es die milderen Winter und die Fische konnten sich tief genug einbuddeln für den Winterschlaf. Danach half das warme Frühjahr mit genügend Wasser und Pflanzenwuchs, sowie Insekten, Würmern oder Laich, also genügend Nahrung. Bei Niedrigwasser wissen die Fische womöglich, wo die tiefsten Wasserlöcher sind… Eine andere Erklärung habe ich nicht. Es ist ja bekannt, dass die Natur immer wieder Überraschungen für uns bereit hält und so ist es vielleicht auch in diesem Fall.“

Die Gewässer münden in die Pfinz

Beim Amt für Gewässerpflege haben wir erfahren, dass Grombach, der Grombacher-Entlastungskanal, der  Grenzgraben, der Wiesengraben, der Weingartener Bach, der Erbgraben und der Neue Kanal allesamt miteinander Verbindung haben und schlussendlich in der Pfinz münden. Irgendwo also gibt es Koi-freundliche Gebiete mit guten Bedingungen, in die sich die schlauen und freiheitliebenden Fische zurückziehen, wenn sie auf Büchenauer Gemarkung mal nicht zu sehen sind.

Regine Carl vom Naturschutzverein in Untergrombach ist weniger begeistert vom Vorkommen der Kois in den Bächen. Sie beschäftigt sich überwiegend mit Amphibienschutz und sieht hier Probleme:  „Fische und Amphibien vertragen sich nicht. Fische fressen Laich und Kaulquappen. Molche meiden von vornherein Gewässer, in denen Fische leben. Der Feuersalamander legt seine Larven in fließende Quellbäche, in denen meist keine Fische vorkommen.“  In Bächen mit Kois haben die Amphibien demnach keine Chance sich fortzupflanzen. Sicherlich eines der Probleme die die freilebenden Kois mit sich bringen. Trotzdem beeindruckend wie sich die Tiere Jahr für Jahr durchs Leben kämpfen. Wir werden uns immer mal wieder nach den Fischen erkundigen.

Text: Heidi Hyar-Röpke, Bilder: Heidi Hyar-Röpke, Fotolia| tsach

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