WILLI-Reportage | Aha, das Dossental

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Ein verstecktes Kleinod zwischen Helmsheim und Gondelsheim, eingebettet in die sanften Kraichgau-Hügel. Es ist eine ländliche Idylle, wie ein Dorf, das zwischen zwei Welten hängt: der modernen Hektik der nahen Bundesstraße und der ruhigen, traditionellen Landwirtschaft, die das Dossental definiert.

Irene Schmidt, die hier geboren wurde und nie fortgegangen ist, führt uns durch die Dossentaler Welt. Sie kann sich nicht vorstellen woanders zu leben. „Es ist die Ruhe und das Zwitschern der Vögel, das mich hält“, erklärt sie, als sie mit einem Lächeln über die Hügel schaut. „Nur manchmal wird diese Idylle durch den Lärm der Bundesstraße gestört.“ Ihr Nachbar, nickt zustimmend und sagt: „Manchmal fühlt es sich an, als ob ich in den Urlaub fahre, wenn ich die Straße hoch nach Hause komme. Es ist wie eine eigene kleine Welt.“

Alles begann 1964 im Zuge der Flurbereinigung und dem Ausbau der B35. Den Landwirten wurde die Aussiedelung und landwirtschaftliche Fläche außerhalb der Ortschaften Helmsheim und Gondelsheim in Aussicht gestellt. Diese sollte auf Gondelsheimer Gemarkung entstehen. Anfangs war das Interesse gering, doch mit der Zeit nahm es zu. Mehr Platz und Ruhe erwies sich als überzeugendes Argument. Besonders in Helmsheim war die Nachfrage groß und letztlich gab es mehr Bewerber als es verfügbare Plätze gab.

Auftanken: Irene Schmidt führt einen familiengeführten Heizölhandel mit Tankstelle für Landmaschinen. Bild: Hubert Hieke

 

Am Ende erhielten sieben Landwirte je einen Standort, der mit ca. 15 Hektar auch für damalige Verhältnisse recht klein bemessen war. Die Felder begannen Zichorie und Tabak zu tragen, später auch Zuckerrüben, Getreide, Mais und Wein. Dann kam die Schweine- und Bullenmast dazu.

Das Dossental hat sich im Laufe der Jahre verändert. Heute leben dort noch vier Vollerwerbsbauern mit ihren Familien. Insgesamt zählt das Tal rund zwei Dutzend Einwohner. Diese Gemeinschaft teilt ihren Lebensraum mit einer ebenso großen Anzahl an Pferden, von denen die meisten als Pensionspferde gehalten werden. Zusätzlich zur Landwirtschaft und den Pferden gibt es noch eine Bullenmast. Das recht harmonische Zusammenleben von Mensch und Tier prägt das idyllische Bild.

Familie Schmidt betreibt einen Heizölhandel seit 1991 als familiengeführtes Unternehmen. Irene Schmidt ist die Inhaberin und kennt sich aus, wenn es um Heizöl, Diesel und Schmierstoffe geht. Sie führt auch eine Diesel-Tankstelle direkt im Dossental für landwirtschaftliche Maschinen und PKWs. Die Tankabwicklung erfolgt ganz einfach über Transponder und wird zweimal monatlich abgerechnet.

Einmal unterbrach ein Feuer die friedliche Stimmung des Dossentals. Die Feuerwehr schaffte es, die Flammen zu löschen, warnte jedoch, dass der Wasserdruck bei einem größeren Brand nicht ausreichen könnte. Diese Erinnerung bleibt ein düsteres Kapitel in der Geschichte des Tals, das von den Einheimischen jedoch mit der gleichen Gelassenheit betrachtet wird, mit der sie die verspätet gelieferte Zeitung ertragen.

„Manchmal fühlt es sich an, als ob ich in den Urlaub fahre, wenn ich die Straße hoch nach Hause komme.“

„Als ich ein Kind war, bin ich bei Wind und Wetter mit dem Fahrrad nach Helmsheim in die Schule gefahren“, erinnert sich Irene Schmidt. Für die Nachbarin war die Kindheit im Dossental auch herrlich. Als Jugendliche fand sie es dann nicht mehr ganz so toll. „Man konnte sich abends nicht einfach mal so mit Freunden treffen, weil wir halt doch weit weg waren vom Dorf“, erinnert sie sich. „Später als Mama bin ich öfter am Tag nach Gondelsheim und zurückgefahren“, erzählt sie, „um meine Kinder zur Schule zu bringen und abzuholen.“ Heute sind Fahrgemeinschaften im Dossental normal, und obwohl die Kinder manchmal die Einsamkeit beklagt haben, sind die Klassenkameraden zumindest immer sehr gerne ins Dossental gekommen; die Pferde, riesige Sandkästen, der Platz zum Spielen und die Weite sprachen für sich. Abenteuer pur.

Das Dossental hat sich seinen Charme bewahrt. Trotz der Nähe zur Bundesstraße B35, auf der man das Ortsschild leicht übersehen kann, fühlen sich die Bewohner hier in ihrer eigenen kleinen Welt wohl. Die Straße nach Dossental wurde 2010 erneuert, die Schlaglöcher, die einst an die holprige Vergangenheit erinnerten, sind weg.

Familie Schmidt und die anderen Bewohner sind zufrieden mit ihrem Rückzugsort, auch wenn es Herausforderungen gibt. „Ohne Auto ist man verloren“, lacht Irene Schmidt, aber auch das ist nur ein weiterer humorvoller Aspekt dieses charmanten Lebens, der das Dossental zu einem einzigartigen, lebendigen Ort macht.

Aus RegioMagazin WILLI 05/2025   |   Text: Christina Notheisen

 

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