Glühwürmchen, das abends auf der Bühne leuchtet und schimmert
Viele Schauspieler kamen zur Badischen Landesbühne nach Bruchsal (BLB) – und gingen bald wieder. Hannes Höchsmann kam 1985 – und blieb dem Theater in der Kraichgaustadt bis heute treu – selbst nach seiner Verrentung 2017!
In diesen 38 Jahren spielte, und spielte, und spielte er – insgesamt 165 Premieren und rund 30 Matineen sind mittlerweile auf seiner Repertoire-Liste verzeichnet. Im Laufe der Jahre wurde er zu einem der Fixpunkte des BLB-Ensembles.
Standing ovations: Der absolute Höhepunkt in Höchsmanns schauspielerischer Karriere war die Rolle des Antonio Salieri in Peter Shaffers „Amadeus“ – 2013 als Freilichtaufführung im Schlossgarten aufgeführt. Ole Xylander als Mozart. Foto: Peter Empel
Auch wenn er sich auf der Bühne als sehr wandelbar zeigte und in jeder Rolle neu entdeckt werden musste – er ist bis heute eines der Gesichter des Bruchsaler Theaters, das man von Tauberbischofsheim im Nordosten von Bruchsal bis Bretten im Südwesten kennt und schätzt. Er ist ein Vertreter der Badischen Landesbühne im besten Sinne des Wortes.
Erste Aufführungen in der Aula des Justus-Knecht-Gymnasiums
Auch die BLB-Intendanten kamen und gingen wieder. Hannes Höchsmann hat unter vier Theaterdirektoren gearbeitet. Alf André gab dem gerade aus Hermannstadt (Sibiu)/Rumänien eingewanderten Mimen beim Kinder- und Jugendtheater die erste Chance. Gespielt wurde damals in der Aula des Justus-Knecht-Gymnasiums, für Höchstmann im Verhältnis zur Hermannstädter Bühne ein klarer Abstieg. Aber er ließ sich nicht beirren und zeigte, was er konnte.
Neue Spielstätte im Herzen der Stadt
Nach dem Umzug der BLB ins neu gebaute Bürgerzentrum, nahm Rolf P. Parchwitz, der nächste Intendant, den damals noch jungen Schauspieler in den Abendspielplan, schätzte seine musikalischen Fähigkeiten, forderte und förderte ihn. Aus dieser Zeit sind seine Auftritte in einem Frank-Wedekind-Abend (1990), in Dario Fo’s „Offene(r) Zweierbeziehung“ (1990) und in „Die schöne Helena“ von Peter Hacks/Jaques Offenbach (1992) in Erinnerung.
Aus der Zeit des Intendanten Peter Dolder ist Höchsmann sicherlich vielen als Peron im Musical „Evita“ im Gedächtnis geblieben; auch seine Nummern als Rock-Sänger aus dem Schlagerprogramm „Wake up, Little Suzie“ und die Auftritte bei den Silvester-Galas im neuen Bürgerzentrum waren immer etwas ganz Besonderes.
Bühnenreife, die Kraft ein ganzes Stück zu tragen, Freude an neuen Herausforderungen brachten Höchsmann in der Zeit unter Intendant Carsten Ramm (ab1998) richtig große Rollen: Unvergessen sind die Freilicht-Vorstellungen im Schlossgarten, bei denen sein Antonio Salieri in Shaffers „Amadeus“, mit standing ovations gefeiert wurde.
Erfolge im Film und als Theater-Regisseur
Erfolge konnte er auch im Bereich Film verzeichnen. Die erste große Rolle spielte er in „Nellys Abenteuer“, ein Kinofilm, der 2015 in Hermannstadt gedreht und in ganz Deutschland gezeigt wurde. Auch die Rolle des Kulturheimdirektors im „Glockenkäufer“ des Regisseurs Frieder Schuller und mehrere kleinere Filme bei der Filmakademie Ludwigsburg verdienen es, erwähnt zu werden.
Als Theater-Profi wird Höchsmann auch beim Amateurtheater Koralle geschätzt, wo er 2008 Beaumarchais „Figaros Hochzeit“ und 2018 „Pension Schöller“ von W. Jacoby inszenierte.
Drehpause beim Filmen: Die Hauptrollen in Kinofilm „Nellys Abenteuer“: (v.l.) Kai Lentrodt, Flora Li Thiemann, Julia Richter und Hannes Höchsmann. Foto: privat
Und heute? Wie geht es dem Rentner? „Wenn die Lichter auf der Bühne angehen, beginnt mein Leben. Daran hat sich nichts geändert.“, sagt der jetzt 70jährige immer noch begeistert. Das Schauspieler-Sein ist kein Beruf wie jeder andere. Während andere Rentner sich darüber freuen, dass sie sich zurücklehnen können, freut er sich, dass er weitere Engagements bekommen hat und auch in der Spielzeit 2022-23 auf der Bühne stehen und gefordert sein wird.
Gleichgewicht zwischen Bohème und Bürgerlichkeit
Höchsmann hat mit Beständigkeit und Zuverlässigkeit auch in seinem privaten Leben geschafft, was nicht vielen Menschen rund um das Theater gelingt: ein Gleichgewicht zwischen Bohème und Bürgerlichkeit. In der „Sicherheit des Bühnenraumes“ wie er sich ausdrückt, kann er sich ausleben, ausprobieren, eben spielen.
Im Privaten blieb er aber bescheiden und fest verwurzelt in einem bürgerlichen Leben: Seine Frau Hariet und die drei Kinder, mittlerweile auch zwei
Rock-Sänger mit Hingabe: Hannes Höchsmann im Schlagerprogramm „Wake up, Little Suzie“ (1995). Foto: P. Empel
Enkelkinder sind ein wichtiger Teil seines Lebens, denen er immer erste Priorität eingeräumt hat. So konnte er eine stabile Karriere mit einem stabilen bürgerlichen Leben verbinden.
So war Hannes Höchsmann, ganz wie Thomas Mann es über seinen Schwiegersohn Gustav Gründgens sagte: Am Tage ein „eher unscheinbares Glühwürmchen“, das erst abends auf der Bühne zu leuchten und zu schimmern beginnt!
Wie schön, wenn zum 70. Geburtstag nicht nur viele Menschen aus dem Publikum, sondern auch viele langjährige Freunde und eine liebevolle Familie gratulieren werden!
Alles Gute zum 70. Geburtstag, lieber Hannes Höchmann, und weiterhin viel Freude am Theaterspielen!
PS: Wenn Corona es zulässt, wird Höchsmann in dieser Spielzeit im März im „Hauptmann von Köpenick“ und im Juni im „Sommernachtstraum“ zu sehen sein.
Text: Margrit Csiky
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