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Schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg in Hamburg. Quelle: tagesschau.de

Region | „Es ist widersinnig, dass Schule und Bildung bestreikt werden!“ – Schulleiter über die Schülerbewegung „Fridays for Future“ (Archiv 2019)

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Meldung | Die Meinung der Schulleiter zur Aktion „Fridays for Future“ in der Region

Der Klimawandel ist ein Thema, das bereits seit vielen Jahren zur Diskussion steht. Er geht Hand in Hand mit dem Begriff „Erderwärmung“ einher. Milde Winter und tropische Temperaturen im Sommer sind bei uns in Deutschland mehr die Regel als die Ausnahme geworden. Um ein Zeichen zu setzen und auf diesen immer schlimmer werdenden Zustand aufmerksam zu machen, verzichten tausende Schüler weltweit freitags auf den Schulbesuch und demonstrieren gegen den Klimawandel. Vorbild für diese Aktion ist die 16-jährige Schwedin Greta Thunberg.

“Why should I be studying for a future that soon may be no more, when no one is doing anything to save that future?”
– Greta Thunberg

Ein lobenswertes Engagement für eine reale Bedrohung unserer Zukunft. Doch wie immer gibt es auch Schattenseiten. Um ein markantes Zeichen zu setzen, demonstrieren die Schüler und Schülerinnen nicht an einem freien Wochenende, sondern unter der Woche, an einem Freitag, wodurch Unterricht versäumt wird.

Auch in Bruchsal wurde demonstriert. Am 15. März 2019 fanden sich zwischen 60 und 80 Schüler aus umliegenden Schulen der Region am Bruchsaler Bahnhof ein und zogen gemeinsam zum Rathaus.

 

Hier gehts zum Film.

Die Meinung der Schulleiter

Wir wollten von den Schulleitern der Region wissen, wie sie zur Schülerbewegung “Fridays for Future” stehen. Schließlich fehlten etliche Schüler unentschuldigt an besagtem Freitag.

Auf unsere Nachfrage hin gab uns Thorsten Uhde, Schulleiter des Copernicus-Gymnasiums Philippsburg, keine Auskunft über seine persönliche Meinung, verwies uns aber auf die Vorgaben des Kultusministeriums, an welche er sich hält. Hier ist klar verankert, dass Schulpflicht besteht. Im Folgenden ein Auszug aus der Schulbesuchsverordnung (SchulBesV).

  • §1 (3) Ein Schulversäumnis liegt vor, wenn ein Schüler seiner Teilnahmepflicht nicht nachkommt, ohne an der Teilnahme verhindert, von der Teilnahmepflicht befreit oder beurlaubt zu sein.
  • §3 (1) […] Von der Teilnahme am Unterricht in einzelnen anderen Fächern oder von sonstigen verbindlichen Schulveranstaltungen können Schüler nur in besonders begründeten Ausnahmefällen vorübergehend oder dauernd ganz oder teilweise befreit werden. […]
Hanspeter Gaal, Rektor Justus-Knecht-Gymnasium Bruchsal

Auch Hanspeter Gaal, Rektor des Justus-Knecht-Gymnasiums, hält sich an die Schulbesuchsverordnung. Er sieht keinen Sinn darin, immer am selben Tag Unterricht zu versäumen. „Unsere Schülerinnen und Schüler aus den Klassen 11 z.B. wollen in zwei Jahren Abitur machen, und da kann ich in der Deutsch-Prüfung nicht schreiben: „Ich kann kein Essay (zum Thema Umweltschutz?) schreiben, da mir die literarische Form nicht bekannt ist. Ich habe immer freitags demonstriert!“ so Gaal. Dennoch ist er nicht gegen die Thematik der Demonstrationen als solche. „Inhaltlich bin ich bei unseren Schülerinnen und Schülern. Ich habe schon vor 20 Jahren im Geographie-Unterricht die Thematik behandelt (gemäß Bildungsplan), und wir haben schon damals „publikumswirksame Aktionen“ durchgeführt. Es ist allerdings kein Unterricht ausgefallen.“

Annelie Richter, Schulleiterin des Edith-Stein-Gymnasiums in Bretten sieht die Situation ebenfalls kritisch. Sie weist ihre Schüler darauf hin, dass sie für den versäumten Stoff selbst verantwortlich seien und es als unentschuldigter Fehltag gälte. Einige Schüler der Jahrgangsstufe 1 hätten an dem Streik in Bruchsal teilgenommen. Die Organisatorin der Demo in Pforzheim, die ebenfalls am 15. März stattfand, sei ebenfalls Schülerin am Edith-Stein-Gymnasium.

Dirk Speder, stellvertretender Schulleiter des Schönborn-Gymnasiums Bruchsal, ist geteilter Meinung. Einerseits sei die Schule verpflichtet, auf die Einhaltung der Schulpflicht zu bestehen. Hier können keine Ausnahmen gemacht werden einfach nur aufgrund der Ziele, um die es bei den Demonstrationen geht. Auch und gerade weil er sich nicht als Gegner dieser Demonstrationen sieht, bemängelt er vor allem eine Sache: „Ich finde es persönlich schade, dass damit eine Konfrontation aufgemacht wird, die es so gar nicht gibt. Man bestreikt ja normalerweise einen GEGNER, z.B. bei einem Tarifstreit. Die Schule ist aber eigentlich gar nicht der Gegner in der Sache – denn wer hat den Kindern beigebracht, was Klimawandel ist und was man dagegen tun müsste? In der Schule ist das ein wichtiges Thema in vielen Fächern (Naturwissenschaften, Gemeinschaftskunde, Religion und Ethik etc.). Wir wollen die jungen Menschen auch gern darin bestärken, ihre Zukunft mitzugestalten – dafür ist Bildung eine der wichtigsten Voraussetzungen. Daher ist es im Grunde widersinnig, dass ausgerechnet Schule und Bildung bestreikt werden.“

Teilnahme an einer Demonstration resultiert in unentschuldigtem Fehltag

Am Justus-Knecht-Gymnasium hatten sich einige Schüler aufgrund von Arbeiten und Klausuren „formvollendet entschuldigt“ und die Lehrkräfte im Vorfeld informiert. Wer das nicht getan hatte, gilt als unentschuldigt. Hanspeter Gaal wies seine Schüler darauf hin, dass eine regelmäßige Befreiung vom Unterricht mit der Begründung „Fridays for Future“ nicht möglich und vor allen Dingen auch nicht sinnvoll sei. „Am 15. März sind wir so verblieben, wie es der Volksmund sagt: Einmal ist keinmal. Aber das geht nur einmal!“, teilte er uns mit.

Dirk Speder verfährt am Schönborn-Gymnasium ähnlich. Er könne nachvollziehen, wieso man freitags und nicht samstags demonstriert, denn so wird mehr Aufmerksamkeit erzielt. Dennoch wurde das Fehlen im Klassenbuch vermerkt und gilt als unentschuldigt, würde im Falle des ersten Streiks jedoch einmalig nicht weiter verfolgt werden. Sollten weitere Aktionen und daraus resultierendes Fehlen folgen, müsse in irgendeiner Form reagiert werden. In welcher, sei noch nicht klar.

„Fridays for Future“ – eine Aktion, die bei Schülern und Schülerinnen weltweit Anklang findet. Oft genug wurde jungen Menschen zu wenig politisches Engagement vorgeworfen. Ob diese Form der politischen Beiteiligung die Richtige ist, sollte jedoch jeder für sich selbst entscheiden.

Greta Thunberg vor dem schwedischen Parlamentsgebäude in Stockholm, August 2018 (Foto: Anders Hellberg – Eigenes Werk)

Über Greta Thunberg:
Bereits in jungen Jahren entschloss sie sich, gegen die menschengemachte Erderwärmung vorzugehen. Ihr Engagement für den Klimaschutz begann damit, im Haus die Beleuchtung auszuschalten. Später verweigerte sie die Reise mit dem Flugzeug und ernährte sich vegan, wovon sie auch ihre Familie überzeugte. Mitte 2018 begann sie, sich auch öffentlich für den Klimaschutz einzusetzen. Sie rief die Aktion „Schulstreiks für das Klima“ ins Leben und demonstrierte vor dem schwedischen Parlamentsgebäusde in Stockholm. Zunächst demonstrierte sie alleine, doch nach und nach wurden andere schwedische Schüler auf die Aktion aufmerksam und schlossen sich ihr an. Die Aktion zog Kreise und mittlerweile stehen Schüler weltweit für ihre Überzeugung ein und demonstrieren jeden Freitag unter dem Namen „Fridays for Future“ vor Regierungsgebäuden.

 

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