Furchterregend klingen Glocken und Kettengerassel. Düstere Kreaturen, mit breiten Schultern und von zotteligem Fell verdeckte Körper ziehen durch die Straße. Ihre Augen zu zornigen Schlitzen verengt. Im Vordergrund stehen ihre grauenvollen Fangzähne und die geschwungenen Hörner auf ihren massigen Köpfen. Die Besucher der Straßenfasnacht habens heut zutage nicht leicht – Man möchte wegschauen aber die Neugier siegt.
Ein altes Brauchtum, das vor allem in Österreich mit viel Leidenschaft und Aufwand gepflegt und weitergegeben wird, dreht sich um die gruselige Gestalt der Krampus und Perchten. Diese sorgen dort für lärmenden Aufruhr und Gänsehaut in der sonst so stillen Adventzeit. Der Sage nach sollen sie mit ihren umgehängten Glocken die bösen Geister des Winters austreiben.
Schrecklich nett: Perchtenchef Uwe Schober
Der Neibsheimer Uwe Schober brachte seine Faszination von einem Österreich-Urlaub mit. Dort sah er Perchtengruppen, die unter lautem Schellen den Berg hinunter stiegen. Er war beeindruckt von den Gestalten. „Ich bin schon immer ein Fasnachter gewesen“, so der frühere Guggenmusiker, „da lag die Idee nahe eine solche Figur an Fasnacht zu verkörpern.“ So tauchte er auf Umzügen mit Perchtenmaske und Fell am Straßenrand auf und fand Anhänger, die sich begeistert anschlossen.“
2013 gründeten sich dann die Kraichgau-Perchten und damit begann ihre ganz eigene Entstehungs-Geschichte:
Aus dem dunkeln und düsteren noch heute so genannten Geischdloch im östlichen Gau in Neibsheim, entstand Anno 2013 n.Chr. durch ein Erdbeben ein Kraich (Schlamm) Krater. Aus diesem höllischen Tor stiegen schaurige, finstere Wesen heraus, um im Kraichgau ihr Unwesen zu treiben. Sie streifen umher, um schlechte Menschen zu bestrafen und Ihre schwarzen Seelen ins Geischdloch heim zu holen…
Heute treiben bis zu 15 Perchten ihr Unwesen in unserer Region. „Natürlich wollen wir erschrecken und durch unsere bloße Anwesenheit ein mulmiges Gefühl verursachen. Gleichzeitig, zeigen wir aber den Menschen, dass wir keine Monster sind und verteilen Süßigkeiten.“ Besonders die kleinen Besucher an den Umzugsstrecken fürchten sich und verstecken sich. Am Ende siegt jedoch oft die Neugier und das leckere Bonbon wird doch direkt aus der Hand des „Monsters“ genommen.
Die Kostüme – Kumet genannt – der Kraichgau Perchten sind aufwendig verarbeitet und wirken verblüffend echt. Meist werden sie aus Ziegenhaar gefertigt. Das Fell hält seinen Träger gut warm, daher sind Sonne und warme Temperaturen zur Faschingszeit für die Perchten ein Graus. „Unter dem Kumet wird es verdammt warm, da hat man am besten fast gar nichts drunter an“, gesteht Uwe. Eine entsprechende Maske gerne mit glühend leuchtenden LED-Augen und langen Hörnern ist natürlich Pflicht. Ergänzt wird das ganze durch Krallenhandschuhe und einen Rosshaarschweif den man dem „Opfer“ gerne mal durchs Gesicht wedeln lässt.
Meist werden die Masken direkt aus Österreich bezogen, hier weiß man um die Kunst des Maskenherstellens. Die Preise dafür sind auf Grund der Nachfrage mächtig gestiegen. Es ist eine stolze Summe die man in seine Ausstattung investieren muss, umso wichtiger ist die Pflege des Kostüms. „Es muss regelmäßig gekämmt werden und mit Trockenshampoo eingerieben werden, so hält es dann auch länger“, rät der Perchtenchef.
Streiche spielen die Perchten den Umzugsbesuchern nicht. „Wir sehen gruselig aus, das macht schon Eindruck genug. Wir verteilen Bonbons, kitzeln mit dem Schweif im Gesicht oder wagen auch mal ein Tänzchen, aber waghalsige Aktionen mit den Zuschauern sind bei uns ausgeschlossen.“
Text: Christina Notheisen, Iris Weindel
Fotos: Perchten
Aus RegioMagazin WILLI 2/20
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