
Auf dem Tisch stehen schon jede Menge nachhaltige Dinge. Das Haus riecht nach Seife, die Kinder springen auf dem Trampolin im Garten und jauchzen vor Freude. Ja, hier ist es schön. Johanna Lammert-Bohnenkamp begrüßt mich mit einem Lächeln in ihrem Forster Reihenhaus. Sie hat ihre Nachbarin und Freundin Jessica Roitsch eingeladen, die ihre Denkweise teilt. Umweltschutz war besonders für Johanna etwas, das sie eigentlich mit der Muttermilch aufgesogen hat: „Meine Eltern haben schon immer auf die Umwelt geachtet. Überzeugte Birkenstock-Träger, den obligatorischen „Atomkraft, nein danke!“-Aufkleber auf dem Bulli und Kosmetik, Spül- und Waschmittel kauften sie immer im Spinnrad. Das war damals ein total gängiger „Unverpackt“-Laden. Die gibt es mittlerweile ja auch wieder in großen Städten.“ Als Johanna selbst erwachsen war, hat sich die Bequemlichkeit eingeschlichen und Aspekte wie die Umwelt waren nicht mehr ganz so wichtig. Man kennt das. Doch als sie selbst Mutter wurde, beschäftigte sie sich wieder mehr mit dem Thema. „Ich habe nicht mehr nur Entscheidungen für mich selbst, sondern für zwei kleine Menschen getroffen. Das hat Vieles verändert.“
Und so begann bei der jungen Frau ein Umdenkprozess, der bis heute anhält. „Inzwischen bin ich überzeugt, dass jeder von uns etwas beitragen kann, wenn es um Müllvermeidung geht und darum, nachhaltige und verantwortungsvolle Entscheidungen für die Umwelt zu treffen. Wir, mein Mann und ich, arbeiten nach und nach daran, Plastik aus vielen Lebensbereichen zu verbannen. Das fällt uns mal leichter und mal schwerer.“
Beim Einkaufen versuchen Johanna und auch Jessica regionale Produkte zu wählen – und natürlich am liebsten ohne Plastik. Einmal in der Woche bekommen die Familien die sogenannte „Bio Kiste“. Ein Bauernhof aus Vaihingen Enz liefert immer Mittwochs eine Box mit Obst und Gemüse, die man sich nach Bedarf zusammenstellen kann. „Die Gemüstekiste hilft uns dabei, neue Rezepte auszuprobieren und bringt Abwechslung in unseren Speiseplan. Außerdem habe ich ein gutes Gewissen, denn ich weiß woher die Zutaten kommen. Das ist mir wichtig“, so Jessica. Seit Mitte Mai hat Johannas Familie eine Gartenparzelle beim Obst- und Gartenbauverein und die junge Mutter freut sich schon sehr auf den Sommer: „Jetzt haben wir die Möglichkeit, eigenes Gemüse anzupflanzen.“
Jessica hat auch beruflich etwas mit Nachhaltigkeit zu tun: „Ich arbeite für einen Hersteller von Stoffwindeln. Das ist für mich eine tolle Möglichkeit, auf Plastik und Wegwerfprodukte zu verzichten.“ Und das ist nur der Anfang: Von waschbaren Abschminkpads über Butterbrotpapier aus Bienenwachs bis hin zu Seifen und Shampoos – alles ist ökologisch und plastikfrei herstellbar. Besonders im Badezimmer gibt es laut Johanna enormes Potenzial die Umwelt zu schonen:
„Es gibt mittlerweile wirklich gute Alternativen. Festes Shampoo und Seife bekommt man in der Drogerie, genauso wie Zahnpasta-Pastillen oder Zahnbürsten aus Bambus.“
Und auch beim Thema Shopping achtet Johanna auf Qualität und Nachhaltigkeit. Wie ihre Mutter früher näht sie die Kleidung für ihre Kinder selbst. So wird aus einem alten Hemd des Ehemanns auch mal ein Kleidchen für die Tochter.
Oftmals werden mit Nachhaltigkeit auch höhere Kosten verbunden. Das ist laut Johanna aber nicht zwangsweise wahr: „Bio Lebensmittel sind tatsächlich teurer, aber regional einzukaufen muss nicht unbedingt mehr kosten. Auf dem Markt bekommt man tolle Ware zu einem fairen Preis. Und was Kleidung oder Hygieneartikel angeht, so zahlt sich der höhere Anschaffungspreis eigentlich immer aus, denn nachhaltige Produkte sind ergiebiger und damit langlebiger. Man muss also seltener Neues kaufen.“ Vieles könne man auch leihen und tauschen, statt es selbst zu kaufen. „Wie oft braucht man zum Beispiel eine bestimmte Backform oder die große Bohrmaschine? Da lohnt es sich mal in der Nachbarschaft zu fragen“, so Johanna.
Der Anspruch komplett nachhaltig zu sein ist für die Mehrheit der Menschen unmöglich umzusetzen. Aber jeder kann seinen Teil dazu beitragen – egal ob bei der Kleidung, dem Wocheneinkauf oder im Badezimmer. Jessica gibt einen konkreten
Johannas Selbermach-Tipp
Bienenwachstuch (Ersetzt Alu- und Frischhaltefolie, behält die Form)
Was man braucht:
– Bienenwachsplättchen (Apotheke oder Internet),
– Kokosöl,
– ein altes Geschirrtuch oder Stoffreste
Wie man es macht:
Bienenwachsplättchen und eine kleine Menge Kokosöl erhitzen, das Tuch mit der Masse einstreichen. Zwischen zwei Streifen Backpapier bügeln und trocknen lassen.
Seife (spart Plastik ein, ist sehr ergiebig)
Was man braucht:
– Kakaobutter oder Sheabutter,
– SLSA Waschtensid (Apotheke oder Internet),
– Speisestärke,
– Silikonförmchen,
– Nach Belieben: Ätherische Öle oder Kaffeesatz für Peelingeffekt
Wie man es macht:
Abgewogenes Tensid und Speisestärke in einer Schüssel vermengen. Kakao- oder Sheabutter im Wasserbad schmelzen. Die geschmolzene Pflanzenbutter zu den trockenen Zutaten geben und alles mit den Fingern so lange durchkneten, bis die Zutaten gut miteinander vermischt sind. Nach Wunsch ätherische Öle oder Kaffeesatz hinzufügen. Mischung in die bereitgestellten Silikonformen drücken und mindestens 24 Stunden aushärten lassen.
Text und Bilder: Lidija Flick