
„Die Ahnenforschung hält einen schön am Leben“ sagt Reinhard Geißler, der Mitte September sein zweibändiges Werk „Unser Büchenau – früher und heute“ präsentiert hat.
Mit stolzen 1.456 Seiten liefert es Fakten und Kuriosa von A wie Auswanderung bis Z wie Zehnt-Recht aus der Ortsgeschichte des südwestlichen Bruchsaler Stadtteils. Nach gut 30 (!) Jahren Recherche vollendet, erinnert das akribische, im Eigenverlag publizierte Werk an Walter Kempowskis ambitioniertes Tagebuchprojekt „Echolot“.
Um Familienbücher zu erstellen, hat der Ahnenforscher schon seit den späten Achtzigerjahren in den Tiefen von Pfarrarchiven oder Standesbüchern nach den Wurzeln seiner eigenen Familie gegraben. „Wer von meinen Vorfahren hat wann und wo gearbeitet“ nennt der gelernte Möbeltischler seinen inneren Antrieb.
Mit den Rechercheergebnissen der Familiengeschichte als Basis, dehnt Autor Geißler ab 1999 seine Forschungsarbeit auf ganz Büchenau aus. Zwei bis drei Stunden pro Woche kann er in die Chronik investieren – neben seiner Schichtarbeit im Wachdienst am KIT oder wenn er nicht im Musikverein 1898 Büchenau als staatlich geprüfter Vizedirigent den Taktstock hebt und Tuba oder Trompete spielt. Am Ende hat er in rund zwölf Jahren sieben Versionen korrigiert.
„Meine Frau hielt mir dabei den Rücken frei“ sagt der Hobbyhistoriker freimütig, der mit 50 Familien- und 20 Heimatbüchern, über die Jahre angekauft, selbst ein kleines privates Archiv erschaffen hat.
Nebenbei findet er mit dem Jahr 1281 die wahre Ersterwähnung Büchenaus heraus. Eine 2006 geplante 950-Jahr-Feier muss daraufhin zum 725-jährigen Jubiläum umfirmiert werden
Im ehemaligen Ortsvorsteher Johannes Fuchs findet er seinen Lektor. Geißler erfasst die Texte zunächst handschriftlich, bevor er sie in den Computer eingibt. Wo Chroniken verbrannt sind, helfen Mikrofilme im Karlsruher Generallandesarchiv weiter oder das Internet.
Inhaltlich nach Sachgebieten wie Schule, Kirche oder Landwirtschaft gegliedert und mit passendem Bildmaterial illustriert, lässt das gigantische Nachschlagewerk fast kein Thema aus, wie: Beerdigung erfolgt im Sarg erst ab 1400, Erwerb einer Feuerspritze am 23.01.1788 oder der Eintrag vom 04.02.1894 im Verkündbuch: „Den christenlehrpflichtigen Jünglingen und Jungfrauen ist der Besuch des Tanzbodens nicht erlaubt!“.
Text: Jürgen Hotz
„Unser Büchenau – früher und heute“
Doppel-Band, 21 x 29,7 cm, 1.456 Seiten, schwarz-weiß und farbig für 55 Euro erhältlich bei:
– Verwaltungsstelle/Filiale der Volksbank Stutensee-Weingarten, beide in Büchenau
– Buchhandlung Carolin Wolf, Hoheneggerstraße 6 in Bruchsal
– Reinhard Geißler, Alfred-Nägele-Straße 6, Bruchsal-Büchenau, Tel.: 07257 4869