Der Friedhof Bruchsal, ein Park der Ruhe und Besinnung. Die Wirklichkeit scheint wie ein Eindringling auf leisen Sohlen.
Zu jeder Jahreszeit ist der Bruchsaler Friedhof eine Oase der Ruhe und das alles doch ziemlich zentral im Stadtgebiet. Hohe, alte Bäume geben der Anlage einen parkähnlichen Charakter. Aufwändig gestaltete Monumente, verspielte Engelfiguren und andere Skulpturen machen ihn kulturhistorisch bemerkenswert.
Aber auch stadtgeschichtlich ist der Bruchsaler Friedhof interessant: Persönlichkeiten, die das Leben der Stadt geprägt haben, sind hier begraben. Jeder Verstorbene hat seine eigene Geschichte. Ebenso wie die Menschen, die ihnen gedenken und ihre Gräber pflegen, manche schon über Jahrzehnte.
Es ist schon ein ganz besonderer Park, mit dem man neben Trauer und Schmerz auch Ruhe und Besinnlichkeit verbindet. Das Gefühl der Ruhe bekommt man auch tatsächlich gleich beim Eintritt in den „schönsten Park Bruchsals“, wie er von der Verwaltung gerne bezeichnet wird. Die Hektik und der Lärm des Alltages verschwinden, irgendwie scheint hier alles in Watte gepackt. Die 9 Hektar große Grünanlage erstreckt sich von der Peterskirche bis fast zur Bundesstrasse Nr. 35 und ist zu jeder Jahreszeit wunderschön und perfekt gepflegt.
Viele Besucher sitzten einfach da und denken nach – über Verstorbene, die Vergangenheit, über sich selbst, über andere, vielleicht über die Zukunft. Oder sie wollen einfach nur abschalten, mal nichts denken – die Ruhe genießen. Tut auch mal gut.
Auch Kindergartengruppen besuchen den Friedhof gerne. Ein Spaziergang im Park ist ein Erlebnis. Nicht zum Toben und Rumräubern, vielmehr zum Entdecken. Unzählige Vogelarten, verschiedene Bäume und Sträucher mit unterschiedlichsten Früchten und Blüten. Hin und wieder flitzt sogar ein Eichhörnchen über den Weg.
Auch mit den Gräbern beschäftigen sich die Kinder, so erzählt eine Erzieherin schmunzelnd von einem Kind, das eine Feder auf einem Grab gefunden hatte und der Meinung war, „Hier liegt Winnetou“ begraben. Der Park regt die Fantasie an, nicht nur bei Kindern. Manch einer macht sich Gedanken über Verstorbene, die vielleicht viel zu früh haben gehen müssen, über Gräber, die groß und pompös bestückt sind oder Gräber, die klein sind und vernachlässigt wirken.
Klar, ein Friedhof ist nicht unbedingt ein Ort von grenzenloser Freude, aber viele finden den Bruchsaler Friedhof sehr schön. Die Hauptsache ist doch die Ruhe und Friedlichkeit, die hier herrscht. Ich komme mittwochs und samstags ans Grab meines Mannes. Manchmal auch sonntags, wie es das Wetter eben zulässt. Man trifft oft Bekannte. (Irene Lippolt)
Pflegefreie Grabanlagen werden immer beliebter
Jonathan Hiller unterhielt sich mit Gerhard Hoffmann von der Friedhofsverwaltung Bruchsal.
„Seit ca. 20 Jahren gibt es deutschlandweit eine verstärkte Tendenz hin zu pflegefreien Grabanlagen, meist verbunden mit Feuerbestattungen. Aktuell finden nur noch 35% Erdbestattungen statt. Grund ist in erster Linie die verstärkte Mobilität in der Bevölkerung, die bewirkt, dass vor Ort oft keine Angehörigen mehr leben“, so Gerhard Hoffmann.
Es ist schön hier auf dem Friedhof mit jemandem ins Gespräch zu kommen. Ich bin im Monat vier oder fünf mal hier. Man kann sich super mit anderen Menschen unterhalten, weil alle eine Sache verbindet: Die Trauer um verstorbene Familienmitglieder oder Freunde. (Eva B.)
Wären bis Anfang der 2000er Jahre Kolumbarienmauern oder individuell abgeschlossene Pflegeverträge mit Friedhofsgärtnereien die einzige Lösung dieses Problems gewesen, biete die Stadt Bruchsal in Zusammenarbeit mit der Genossenschaft der badischen Friedhofsgärtner inzwischen Grabfelder an, in denen die Gräber nur im Zusammenhang mit einem Pflegevertrag zwischen den Hinterbliebenen und der Friedhofsgärtner-Genossenschaft erworben werden könnten. Die Pflegekosten seien hier wesentlich preisgünstiger als bei einem individuell abgeschlossenen Pflegevertrag.
„Die Nachfrage ist außerordentlich hoch. Waren diese Gräber anfangs traditionell in Reihen angelegt und ausschließlich für Urnenbestattungen vorgesehen, gibt es seit ca. 2008 frei gestaltete Grabfelder mit großzügiger Rahmenbepflanzung. Die Gräber sind ebenfalls in freien Formen angeordnet, was die Nachfrage stark erhöht hat. Auf dem Bruchsaler Friedhof werden seit einigen Jahren auch Erdgräber in diesen Anlagen angeboten.“
Eine andere Art von pflegefreien Gräbern würden sich in dem sog. „Baum- und Wiesenfeld“ befinden, welches im Jahr 2007 angelegt wurde. Die Bereiche um die Gräber werden zwei Mal jährlich gemäht, außer einem kleinen Grabmal seien keine weiteren Grabausstattungen oder eine Bepflanzung zulässig.
Gerhard Hoffmann erklärt: „Das Grabfeld ist mit Bäumen und Sträuchern bepflanzt und bietet in Verbindung mit dem Wiesenbewuchs ein sehr ruhiges Erscheinungsbild.“ Auch hier gebe es nach Informationen der Friedhofsverwaltung eine rege Nachfrage, so dass ca. 85% der Gräber inzwischen belegt sind. Ein Erweiterungsfeld ist derzeit in Planung.
85% der Baum und Wiesenfelder belegt
„Für Frühgeburten, die rechtlichen nicht unter das Bestattungsgesetz fallen, gibt es das Kleinstkinderfeld. Die Beisetzungen finden an drei Terminen im Jahr statt und werden von einem Geistlichen begleitet.“
Ich komme täglich hierher, weil man hier perfekt abschalten kann. Der Friedhof bedeutet für mich Ruhe. Man kann entspannen und spazieren gehen. Mein Rundgang geht vom Grab meines Mannes zu dem meiner Eltern quer durch den Friedhof. Am Schluss gehe ich noch einmal am Grab von meinem Mann vorbei. (Elke Wallburg)
Was bei unserem Besuch auf dem Bruchsaler Friedhof sofort auffällt sind die vielen mit bunten Blumen verzierten Gräber und im Vergleich dazu die wenigen Figuren. Das ist wohl der Entwicklung geschuldet, dass immer öfter Kupferfiguren von den Gräbern entwendet werden.
Fakten Friedhof Bruchsal
Mit ca. 9 ha die größte Grünlage in Bruchsal. Derzeit sind ca. 10.000 Grabstätten vorhanden. Schätzungsweise 2.000 freie Grabplätze (Erd- und Urnengräber) sind noch vorhanden.
Öffnungszeiten Verwaltung:
Mo-Fr 8:30-12 Uhr,
Mo u. Mi 14-6 Uhr
Do 14-17 Uhr
Bilder: Marie-Luise Süß
Aus dem WILLI-Archiv (11/17)
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