Bardia Gharib, Boxen

Bruchsal | Das Boxen ist eine Metapher fürs Leben!

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Mitbegründer und Präsident des Bruchsaler „Pugilist Boxing Gym“, wanderte 2011 in die USA aus, wo er in Florida das „Pugilist Miami Gym“ gründete. In Bruchsal blieb er Vize- und schließlich Ehrenpräsident. Jetzt gibt er nach 20 Jahren alle seine Ämter ab. WILLI sprach mit ihm über das Boxen, seine Beweggründe und das Leben an sich.

 

Pugilist Logo, Boxen Aus RegioMagazin WILLI 7/18

Willi: Nach Ausbildungen zum Buchhändler, Redakteur und Heilpraktiker – wie kamst Du zum Boxen?

Bardia: Mit dem Boxen fing ich mit 15/16 Jahren in Mingolsheim an und setzte es dann beim KSC fort. Ich war immer Individualsportler. Boxen ist eine tolle Kombination aus Kraft, Schnelligkeit, Beweglichkeit und Ausdauer – und mit Disziplin für jeden zu erlernen.

Was war Deine Motivation, einen eigenen Boxclub zu gründen?

Bardia: Es war schlicht unpraktisch, regelmäßig nach Karlsruhe zu pendeln. Da ich während meiner Journalisten-Zeit in München schon recht erfolgreich als Trainer in der „Boxfabrik“ arbeitete, war ich überzeugt, auch in Bruchsal den Boxsport etablieren zu können.

Was war Deine Vision?

Bardia: Boxen als Breitensport. Mir war von vornherein wichtig, das allgemein als hervorragendes Ganzköpertraining anerkannte Boxtraining für jedermann und -frau anzubieten und damit mehr als die „typische“ Kampfsportklientel anzulocken und vor allem Kindern-und Jugendlichen ein wertneutrales Sportkonzept anzubieten. Beim Boxen haben alle ihr Erfolgserlebnis.

Ahntest Du bei der Gründung, welches Potenzial in Deinem Club steckt?

Bardia: Ich bin zu Fleiß und Disziplin erzogen worden, daher glaubte ich an den Erfolg. Der größte Boxclub der Welt war allerdings definitiv nie so geplant.

Was unterscheidet die Pugilisten von anderen Boxclubs?

Bardia: Boxen war als Breitensport bis dato eher unbekannt. Die meisten Clubs trainieren Wettkampfathleten und haben ein paar „Freizeitathleten“ dabei. Wir haben eine extrem breite Basis an Freizeitathleten, aus der wir rekrutieren können und die uns finanziell in die Lage versetzt, unseren Athleten besondere Optionen zu bieten. Boxen ist mehr als nur Faustkampf. Keine andere Sportart hat Intellektuelle und Künstler so sehr fasziniert und inspiriert!

Warum sollte ich bei den Pugilisten trainieren?

Bardia: Ich wollte stets Menschen eine Option bieten, nach ihren individuellen Möglichkeiten Sport zu treiben – in familiärer Atmosphäre, ohne Cliquendenken, Erfolgsdruck oder gar soziale bzw. ethnische Einschränkungen.

Was lernt man beim Boxen fürs Leben?

Bardia: Die Schriftstellerin Joyce Carol Oates hat das besonders schön zusammengefasst. Das Boxen ist eine Metapher fürs Leben: Nach einer Niederlage wieder aufzustehen und weiterzukämpfen, definiert den Charakter eines Menschen.

Der „Pugilist“ bietet Ausbildungsstellen, Studienplätze, FSJ-Stellen?

Bardia: Als fanatischer Fan von Aus-, Fort- und Weiterbildungen war es mir extrem wichtig, dieser gesellschaftlichen Pflicht nachzukommen.

Dein Engagement wurde von Bundeskanzlerin Merkel gewürdigt. Empfindest Du das als besondere Bestätigung?

Bardia: Sicherlich ist es schön, anerkannt zu werden. Gerade in unseren Anfangszeiten war es oft ein Kampf gegen Windmühlen, bestehende Vorurteile auszuräumen und faire Rahmenbedingungen zu schaffen. Mit den Jahren wurden unsere Leistungen und unser soziales Engagement stärker gewürdigt.

Was bewog Dich, in die USA auszuwandern

Bardia: Fasziniert von den USA bin ich seit Langem, und die „Just-do-it-Mentalität“ liegt mir sehr. Das unternehmerische, stark freiheitliche und erfolgsorientierte Leben in den USA passt sicherlich sehr zu meiner Denke. – Letztendlich waren es gesundheitliche Gründe.

Und deine Frau und dein Sohn haben das einfach so mitgemacht?

Bardia: Shahab (unser Filius) war noch klein (2 1/2) und von daher war das kein Problem. Meine Frau Amorita war 6 Wochen vor ihrer Verbeamtung auf Lebenszeit als Lehrerin. Sie hat viel aufgegeben – beruflich wie familiär. Aber es war für sie nie eine Frage. Mit mir ging es gesundheitlich rapide bergab und glücklicherweise vertraut sie mir vollends. Sie (Zitat aus dem Hintergrund) „weiß genau, dass ich zwar verrückte Sachen mache, aber immer sehr genau abwäge und niemals zu Lasten der Familie handle“ (Zitat Ende). Die Anpassung war für sie aber sicherlich schwieriger als für mich. Letztendlich ist sie nochmal voll durchgestartet, hat im Expressverfahren mit Auszeichnung studiert und legt hier gerade eine Musterkarriere hin. Gut für meinen Ruhestand 🙂

Was vermisst Du an Bruchsal?

Bardia: Familie und Freunde, ein Leben voller Erinnerungen. Konkrete Pläne, nach Bruchsal zurückzukommen, habe ich allerdings nicht. Freunde und Familie kommen uns gerne in Florida besuchen.

Wer ist boxbesessener – Deutsche oder Amis?

Bardia: Ein Hockey-Nationaltrainer brachte es mal auf den Punkt: Ein Deutscher will nicht verlieren, ein Amerikaner will gewinnen. Amerikaner sind extrem begeistert von „Underdogs“ oder „Comeback-Kids“, die sich (wieder) hocharbeiten.

Welche Ämter hast Du bei „The Pugilist“ inne?

Bardia: In Deutschland war ich Präsident bis 2011, seitdem Vize- und Ehrenpräsident, im „Pugilist Miami Gym“ bin ich Präsident.

Warum gibst Du Deine Ämter nach 20 Jahren ab?

Bardia: 20 Jahre sind eine halbe Ewigkeit. Wer mich kennt, weiß, dass ich eigentlich nicht lange an einem Projekt festhalte. Meine Stärke sehe ich im schnellen Umsetzen von Ideen und dem Optimieren von Prozessen. Meine lange Vereinskarriere hat mich gelehrt, rechtzeitig zu gehen. Durch die Vereinsstruktur sind kompetente Leute in allen Positionen jederzeit in der Lage, „Pugilist“ weiterzuführen. „Pugilist“ sollte stets weit mehr sein als (m)eine Person.

Wie sieht Deine berufliche und private Zukunft aus?

Bardia: Seit 2017 haben wir die „Green Card“ (unbefristete Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis). So ist die Idee mit dem „Rücktritt“ gereift. Ende Juni werde ich erstmals seit meinem Abitur keinen Beruf ausüben. – Ich habe aber schon neue Ideen…

Wir wünschen Euch alles Gute und hoffen immer mal wieder was von Euch zu hören.

Durch das Interview führte:
Yasemin Wüstenhagen
Bilder: privat

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